Chats statt Rundschreiben

FDP diskutiert mit Jungen Liberalen über Politikvermittlung
Langen – Wie gelingt es, junge Menschen für politische Arbeit zu gewinnen? Dieser Frage widmet sich der FDP-Ortsverband Langen bei einer Gesprächs- runde mit den Jungen Liberalen (Julis) Offenbach. Gemeinsam diskutieren die politisch Aktiven über Herausforderungen der Nachwuchsarbeit, Kommunikationswege Ansätze zur stärkeren Beteiligung junger Menschen – auch mit Blick auf die Kommunalwahl 2026.
Der Langener FDP-Ortsverband empfängt die Julis zur Gesprächsrunde in Jacques‘ Wein-Depot: Neben interessierten Mitgliedern nimmt auch der Kreisvorsitzende der FDP Offenbach-Land, Ernestos Varvaroussis, teil. Der Ortsvorsitzende Mathias Rhiel blickt zu Beginn zurück auf seinen eigenen politischen Werdegang als Schüler, fasziniert von Bundestagsdebatten auf Phoenix und der lokalen Presseberichterstattung. Was mich damals politisiert hat, war nicht ein einzelnes Thema, vielmehr das Bedürfnis, nicht nur zu meckern, sondern mitzumachen“, sagt Rhiel.
Die jungen Liberalen Caroline Scherb (Politik- und Philosophiestudentin, 25, aus Egelsbach), Jan-Lukas Gescher (26 Jahre, aus Gießen) und Theo Kopp (16 Jahre, aus Götzenhain) geben Einblicke in Arbeitsweise, Themen und Herausforderungen ihres Kreisverbands. Seit 2017 ist er stark gewachsen und zählt rund 105 Mitglieder. Sie erzählen, dass Teil ihres Engagements Stammtische mit Diskussionen über bundespolitische Themen sind, aber auch eine intensive programmatische Arbeit, durch die sich die Julis bei Parteitagen der FDP mit konkreten Anträgen einbringen. Viele sind FDP-Mitglieder, aber es sei keine Voraussetzung.
Soziale Medien sind ein wichtiges Thema: Die Julis kommunizieren fast ausschließlich über Messenger- Dienste wie WhatsApp und beziehen politische Informationen über Plattformen wie Instagram. TikTok sehen die Anwesenden eher kritisch – als Ort populistischer Verkürzungen“. „Das Problem bei Social Media ist, dass viele Inhalte nur in Schlagworten daherkommen“, sagt Caroline Scherb. „Das öffnet dem Populismus Tür und Tor – komplexe Themen bleiben da oft auf der Strecke“, meint sie.
Soziale Medien unabdinglich
Trotzdem komme man an diesen Kanälen nicht vorbei, wenn man mit jungen Menschen in Kontakt treten wolle. Ortsvorsitzender Rhiel sagt: „Wir haben junge Mitglieder, die wir nicht erreichen – wahrscheinlich, weil sie unsere Mails nicht lesen. Mit Briefen oder E-Mails erreichen wir die Unter-30-Jährigen nicht mehr.“ Aus Sicht der Julis ist klar: Es braucht niedrigschwellige Formate wie Grillabende, lockere Treffen und persönliche Einladungen, um Mitglieder zu gewinnen. Offizielle Parteiformate mit Anmeldelisten und Tagesordnungen schrecken eher ab. Wenn ich schon das Wort Vorstandssitzung höre, vergeht mir die Lust“, sagt Theo Kopp mit einem Lächeln.
Die Runde bespricht auch, wie man junge Menschen für kommunalpolitische Themen begeistert. Die meisten interessieren sich erst mal für die übergeordneten, bundespolitischen Themen“, erklärt Jan-Lukas Gescher. „Damit man sich für den Ort engagiert, muss man ihn erst mal als gestaltbar erleben.“ Wie junge Menschen in kommunale Verantwortung hineinwachsen können, macht Caroline Scherb an ihrem Beispiel deutlich: Sie wurde früh vom FDP-Ortsvorsitzenden Axel Vogt in Egelsbach unterstützt – und ist heute selbst stellvertretende Vorsitzende.
Für die FDP Langen ist die Veranstaltung „ein Weckruf“. Wenn wir wollen, dass junge Menschen bei uns mitmachen, dann müssen wir nicht nur Themen anpassen – sondern auch Sprache, Formate und Wege der Ansprache“, resümiert Rhiel. Schatzmeister Ulf Streuer betont: „Wir brauchen eine kritische Masse junger Menschen-wenn die da ist, organisieren die sich oft besser als wir.“ In den kommenden Monaten will die FDP Langen daher enger mit den JuLis zusammenarbeiten, sich austauschen und Veranstaltungen planen. –jrd
Artikel von Julia Radgen, aus der Offenbach Post vom 03.06.2025.