FDP Langen am Steinberg: Zuhören bevor entschieden wird

Mit Kaffee, Tee und offenen Ohren suchte die FDP-Fraktion den Dialog mit Anwohnerinnen und Anwohnern – und bekam Einblicke, die man aus dem Rathaus allein nicht gewinnen kann.
Mit einem Stand direkt neben der Bäckerei Schäfer war die FDP Langen am Samstagvormittag (29. Juni 2025) im Stadtteil Steinberg präsent. Ziel: Mit Bürgerinnen und Bürgern dort ins Gespräch kommen, wo sie ohnehin unterwegs sind – beim Brötchenkauf, auf dem Weg zum Einkauf oder zum Spaziergang.
„Raus aus dem Sitzungssaal, rein in den Stadtteil – wir wollten hören, was die Menschen wirklich bewegt und das auch außerhalb der Wahlkampfzeiten“, erklärte Christian Jaensch, Fraktionsvorsitzender der Langener Liberalen. „Der direkte Austausch auf Augenhöhe ist für uns unverzichtbar – gerade in Stadtteilen wie dem Steinberg, die stark nachverdichtet und gewachsen sind und vor wichtigen Veränderungen stehen.“
Die Resonanz war hoch – einige Passantinnen und Passanten reagierten zwar augenzwinkernd mit „Ist denn schon wieder Wahlkampf?“, blieben dann aber doch stehen – und kamen ins Gespräch. Hauptthema: Der geplante Durchstich am Bergfried, der eine direkte Verbindung zur Darmstädter Straße in Höhe der Feuerwehr schaffen soll.
„Die Diskussion hat zwei Seiten“, betonte Stadtverordneter und Ortsvorsitzender Mathias Rhiel. „Viele begrüßen die bessere Anbindung – andere sorgen sich vor mehr Verkehr im Wohngebiet. Es gibt gute Argumente auf beiden Seiten – jedoch keine einfachen Antworten.“
Tatsächlich versprechen sich viele Anwohner durch den geplanten Durchstich eine erhebliche Verbesserung ihrer Verkehrswege, etwa in Richtung Egelsbach. Auch die Entlastung anderer innerörtlicher Straßen, insbesondere der Konrad-Adenauer-Straße, wird von Befürwortern als Pluspunkt genannt. Kritischer sehen die Pläne dagegen jene, die im südwestlichen Teil nahe des Straßendurchstichs wohnen: Sie befürchten, dass die neue Verbindung zusätzlichen Durchgangsverkehr anzieht – vor allem durch Autofahrer, die die Ampel an der Ecke Südlichen Ringstraße / Darmstädter Straße umgehen wollen. Unklar ist derzeit, wie stark sich diese Effekte tatsächlich auswirken würden – die Meinungen der Anwohner bleiben geteilt.
Auch die Parkplatzsituation am Steinberg war mehrfach Thema. Die Nachverdichtung der letzten Jahre habe zu spürbar mehr Verkehr geführt, so eine Anwohnerin, – die Zahl der Stellplätze hinke hinterher. „Man hat bei neuen Bauprojekten offenbar an vieles gedacht – nur nicht an genug Parkplätze“, sagte sie. Tatsächlich war zu beobachten, wie manche Autofahrer beim Brötchenkauf kurzerhand auf dem Bürgersteig parkten – „was natürlich verboten ist“, wie ein weiterer Passant bemerkte, der selbst Polizist ist.
Ein zentrales Thema war auch die Mobilität älterer Menschen. „Jeder Stadtteil hat seine Eigenheiten“, so FDP-Stadtverordneter Rolf Diefenthäler, der auch Mitglied im Bauausschuss ist. „Am Steinberg kommt zur Randlage auch die Höhenlage – und das macht gerade viele Anwohner stärker vom Auto abhängig. Für Arzttermine, Einkäufe oder kulturelle Veranstaltungen ist das Auto oft die einzige praktikable Lösung.“
Die Gespräche vor Ort liefern der FDP wichtige Eindrücke, insbesondere mit Blick auf die Entscheidung zum Durchstich, die nach der Sommerpause im Stadtparlament ansteht. „Wir haben unsere Meinung noch nicht abschließend gebildet“, erklärte Jaensch. „Aber wir nehmen die Argumente und Sorgen ernst – und denken über mögliche Lösungen nach.
Eine Möglichkeit, die im Gespräch diskutiert wurde, ist eine zeitlich begrenzte oder einseitige Befahrbarkeit der neuen Verbindung. „Das könnte bedeuten, dass die Straße morgens nur in eine Richtung – etwa aus dem Wohngebiet heraus – und abends nur in die andere Richtung – also zurück in den Stadtteil – befahren werden darf. So ließe sich gezielt der Durchgangsverkehr begrenzen, ohne die Anbindung für Anwohner zu verschlechtern“, erklärt Jaensch.